Mit Afghanistan unter Kontrolle der Taliban rückt die Frage der Menschenwürde mal wieder in den Vordergrund des politischen Geschehens. Auch bei der UNO.
„Bin ich hier fehl am Platz?“ fragt sich Tara White in einer Sitzung voller UN-Funktionäre. Es geht um Länder und Regierungen, die Menschenrechte und -würde verachten, anstelle sie zu fördern.
Wichtiges Thema, aber Tara White ist Hirnforscherin und fühlt sich bestenfalls in der Rolle einer Beobachterin. Doch dann kommt ihr ein Geistesblitz und am Ende der Sitzung stellt sie eine Idee für ein Forschungsprojekt vor.
Nach einem kurzen Abriss fragt sie die UNO-Funktionäre: „Würde Ihnen das weiterhelfen?“ Die Antwort ist ein erstauntes „Ja!“
Tara Whites Forschung
Das war vor drei Jahren. Vor 2 Wochen veröffentlichten Tara White und ihr Team ein Forschungspapier, das sowohl in Wissenschaftsgremien als auch in der Politik Wellen schlägt: Dignity neuroscience.
Damit rückt die Frage nach Menschenwürde in die Hard Sciences, wird somit also u.a. auch zur naturwissenschaftlichen Diskussion. Whate betonte: „Wir wollen zeigen, dass die Gewährleistung der universellen Menschenrechte eine entscheidende Grundlage für eine gesunde Gesellschaft ist – nicht nur sozial und physisch, sondern auch psychologisch und neurologisch.“ *
Warum mich das bewegt? Zu lange haben wir uns hinter der Verhandelbarkeit gesellschaftlicher Wertevorstellungen versteckt. Anderes Land, andere Sitten. Generell korrekt, aber eben nicht beim Verstoß gegen Menschenrechte und –würde.
Menschenrechtserklärungen und Hirnwindungen
White und ihre Team definierten anhand Menschenrechtserklärungen vom Codex Hammurapi (ca. 1750 v. Chr.) bis hin zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (UNO) fünf Konzepte:
– Handlungsfähigkeit, Autonomie und Selbstbestimmung
– Freiheit von Not
– Freiheit von Angst
– Einzigartigkeit
– Unbedingtheit
Die spannende Erkenntnis in neuronale Facetten menschlicher Würde ist, dass diese fünf Konzepte „grundlegende Merkmale menschlicher Gehirnstruktur, -funktion und -entwicklung widerspiegeln.“*
Hirn, Körper, Gesundheit
Menschen, die nach Freiheit, Selbstbestimmung und Würde streben, sind nicht einfach Idealisten, sondern sie streben nach einem neurobiologisch messbaren Gesundheitszustand.
Der Schaden, der durch Angst, Not und Unterdrückung entsteht, ist – im Gehirn – ein genauso körperlicher Schaden wie der, der durch Gewalttaten am Körper selbst sichtbar wird. Nur, dass wir unsere Gehirne nicht sehen können.
Meine Bitte: Setzt euch ein im Ringen um den Wert der Menschenrechtserklärung. Kennt sie und unterstützt die, die sie verteidigen.